Orthodoxer Theologe setzt große ökumenische Hoffnungen in Leo XIV.
Mit einer ganzen Reihe von ökumenischen „Wünschen und Erwartungen“ an Papst Leo XIV. hat sich der Grazer orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis zu Wort gemeldet.
In einem ausführlichen Schreiben, das er uns übermittelt hat, zeigt er sich zuversichtlich, dass der neue Papst die ökumenisch offene Linie seiner Vorgänger weiterführen wird. Leo XIV. müsse den ökumenischen Weg nicht von Null beginnen, sondern finde ein solides Fundament vor, das er wohl aufnehmen und weiterentwickeln werde, so Larentzakis.
Ein sehr wichtiger und symbolträchtiger Schritt wäre aus seiner Sicht die Realisierung der gemeinsamen Feier des 1.700-Jahr-Jubiläums des ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa (325) im Konzilsort (heute: Iznik) in der Türkei selbst, wie es mit Papst Franziskus geplant und vorbereitet war. „Und wenn es in der geplanten Zeit, im Mai, nicht möglich sein kann, wäre es gleich wichtig, dies in einer anderen Zeit zu verwirklichen“, so der Theologe.
Ein weiterer wichtiger Schritt wäre das Erreichen des gemeinsamen Osterfestdatums, wodurch für immer das wichtigste Fest der Christenheit, die Auferstehung Christi, gemeinsam gefeiert werden kann. Papst Franziskus habe betonte, dass das gemeinsame Feiern wichtiger sei als die Art der Berechnung des Osterfestdatums, erinnert Larentzakis.
Wir dokumentieren hier den Beitrag von Prof. Grigorios Larentzakis in vollem Wortlaut.
Wünsche und Erwartungen eines orthodoxen Theologen
an den neuen Papst Leo XIV. und ein Gebet für ihn
Univ. Prof. Dr. Dr. Grigorios Larentzakis, Graz
Nach dem Tod des mutigen und offenen Papstes Franziskus gab es viele Diskussionen und Spekulationen, wie der neue Papst sein soll, bzw. wie der neue Papst nicht sein darf. Und weil viele apologetische Stimmen laut geworden sind, der neue Papst wäre verpflichtet, die durch Papst Franziskus verlorene Ordnung des Papsttums zurückzugewinnen, d.h. alle hoffnungsversprechenden Entwicklungen des Papstes Franziskus rückgängig zu machen, wie z.B. die Förderung der Synodalität oder etwa die ungeduldige Förderung des Ökumenischen Anliegens und seinen intensiven Einsatz zur Wiederbelebung der kirchlichen Einheit usw. bin ich überzeugt, dass der neue Papst auf diese „Verpflichtungen“ doch nicht eingehen wird.
Nun, der neue Papst ist da. Die Kardinäle haben sich schnell geeinigt und sie haben einen Amerikaner zum Kardinal gewählt, der den historischen und bedeutungsvollen Namen Leo XIV. angenommen hat. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat ihn bereits als „Bruder Bischof von Rom“ genannt und seine Zuversicht ausgesprochen, dass die Beziehungen der zwei Schwesterkirchen weiterhin positiv entwickelt werden.
Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit, aber wenn ein Glied verherrlicht und geehrt wird, freuen sich alle mit. Nach diesen Feststellungen des Apostels Paulus freuen wir uns sehr, weil die Schwesterkirche nach dem schmerzlichen Verlust des großartigen Brückenbauers Papst Franziskus einen würdigen Nachfolger, Papst Leo XIV., einen Papst des Friedens und der Gerechtigkeit, einen Brückenbauer, bekommen hat.

Wir gratulieren ihm herzlich und wünschen ihm Gottes Beistand für die Erfüllung seiner Aufgaben, die nicht nur für die Römisch-Katholische Kirche von eminenter Bedeutung ist, sondern auch für die ganze Welt, für das ganze Christentum und selbstverständlich auch für unsere Orthodoxe Kirche. Denn, wie ich überzeugt bin, kann er, der Bischof von Rom, der Papst und Patriarch der Katholischen Kirche Aufgaben und Dienste auch für die Gesamtkirche wahrnehmen: Als Primus inter pares und in der Verbindung von Primat mit Synodalität, und zwar nicht als eine Utopie oder Real-Utopie, sondern als eine echte realisierbare Perspektive.
In diesem Sinne möchte ich als orthodoxer Theologe einige Gedanken aus orthodoxer Sicht und einige Wünsche und Vorstellungen für das Amt des neuen Papstes zum Ausdruck bringen, voll dessen bewusst, dass mir vielleicht unerlaubte Einmischung vorgeworfen wird. Weil aber, wie bereits gesagt, die Wahl eines neuen Papstes nicht nur die Römisch-Katholische Kirche betrifft, ist es doch erlaubt, ja auch sinnvoll, einige Stimmen von außen zu formulieren.
Hier werde ich versuchen, nicht innerrömischkatholische Vorstellungen einer päpstlichen Amtsführung zu artikulieren, sondern in erster Linie als orthodoxer Theologe ökumenische Wünsche auszusprechen, die für die Förderung des heiligen Anliegens der Wiederherstellung der kirchlichen Communio dienlich sein können. Meine Meinung werde ich nicht subjektiv aus mir heraus versuchen, sondern in der Aufnahme und Weiterführung von Äußerungen und Handlungen der letzten Päpste, allen voran des vor kurzem verstorbenen Papstes Franziskus, die wenn sie konsequent weitergeführt werden, für mich und für die Ökumene unserer Kirchen eine sehr positive Amtsführung auch des neuen Papstes sein kann. Denn Papst Franziskus hat konsequent und kontinuierlich die Amtsführung seiner Vorgänger fortgesetzt, vielleicht offener, freier und deutlicher. Der neue Papst Leo XIV. hat sich bereits geäußert und Hoffnungen erweckt, indem er sich mit Ehrfurcht bei seinem Vorgänger Papst Franziskus für all das, was er in der Kirche geleistet hat, bedankt hat. In manchen Bemerkungen in seiner ersten Rede hat Papst Leo XIV. bereits gezeigt, dass er die Grundlinie seines Vorgängers, z.B. die Synodalität, fortsetzen will.
Auf Grund der Erfahrungen und der massiven ökumenischen Förderung der letzten Päpste, insbesondere des Papstes Franziskus, des „Freundes der Orthodoxie“ und des persönlichen Freundes des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, wie er selbst immer wieder betont, kann ich ohne weiteres behaupten, dass für diesen ökumenischen Weg der neue Papst nicht von Null beginnen wird, sondern ein ekklesiologisch und kirchenrechtlich solides in den letzten Jahrzehnten weiterentwickeltes Fundament vorfinden wird, das er aufnehmen und weiterentwickeln wird.
Denn schon lange, seit Papst Johannes XXIII., ist die apologetische Haltung der Päpste für eine Rückkehr- und Unterordnungs-Ökumene revidiert und als eine Sache der Vergangenheit deklariert. Diese alte Methode hat viel geschadet, deshalb wird sie nicht mehr ausgesprochen und zwar kontinuierlich durch die letzten Päpste, eben seit Johannes XXIII., der die Wende vollzogen hat.
Papst Franziskus hat es ausdrücklich erkannt und offen angesprochen. Die Wiederherstellung der Einheit bedeutet keine Rückkehr, auch keine Unterordnung unter der Autorität des Papstes. Auch die exklusivistische Auffassung von der einen einzigen wahren Kirche unter dem Bischof von Rom, – übrigens eine Auffassung, die auch in orthodoxen Kreisen festzustellen ist, – ist schon längst revidiert und man spricht nun von den „Schwesterkirchen“ und von den „Brüdern“ im Amt innerhalb der Kirchen des Ostens und des Westens, innerhalb der Einen Kirche Christi.

Denn es wächst die historisch richtige und korrigierende Überzeugung, dass im Jahre 1054 kein „Großes Schisma“ zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens erfolgt sei, sondern eine Vertiefung der Entfremdung innerhalb der einen Kirche Christi. Ich bin dankbar, dass dieser meiner Feststellung, zu der ich nach eingehenden Studien der Dokumente und der damit zusammenhängenden Literatur gelangt bin, auch von mehreren Wissenschaftlern im Osten und im Westen, vor allem und insbesondere von Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Dikasteriums für die Einheit der Christen und Ko-Präsident des Offiziellen Dialogs unserer Schwesterkirchen zugestimmt wird. Dies wurde auch in einem Internationalen Symposion in Wien, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft der Professorinnen und den Professoren für Kirchengeschichte Österreichs am 16. und 17. Jänner 2025 in Kooperation mit dem Institut für Historische Theologie, Fachbereich Theologie und Geschichte des christlichen Ostens, Universität Wien, und mit Pro Oriente bestätigt, zu dem der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios durch sein deutliches Grußwort die Fortsetzung dieser wichtigen Arbeit sehr ermutigt hat.
Diese korrigierte Feststellung stellt eine neue Ausgangsposition dar, eine neue Basis der Beziehungen unserer Kirchen und konsequenterweise auch für die Durchführung und Förderung des Offiziellen Theologischen Dialogs unserer Kirchen, eine Tatsache, die nicht mehr ignoriert werden darf. Ich bin überzeugt, dass vom neuen Papst Leo diese Feststellung als Basis seiner Beziehungen mit der Gesamtorthodoxie gesetzt werden könnte. Die zerstrittenen Geschwister innerhalb der einen christlichen Familie müssen durch einen intensiven Dialog in Liebe, Wahrheit und Ehrlichkeit ihre Probleme behandeln und lösen! Der neue Papst Leo XIV. und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios könnten diese neue Erkenntnis durch eine intensive Untersuchung durch die Internationale gemischte Dialogkommission unserer Kirchen verifizieren lassen und dann die beiden Oberhäupter unserer Kirchen selbst durch eine gemeinsame Erklärung bestätigen. In der Konsequenz können sie die Beziehungen als zwei Schwesterkirchen darauf aufbauen. Damit könnte die Frohbotschaft des Evangeliums gemeinsam effizienter sein und die christlichen Grundprinzipien für die krisengeschüttelte Welt von heute eine wichtige Hilfe für die Menschen werden.
Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios haben die Voraussetzungen dazu und das notwendige familiäre Klima sehr intensiv und effizient vorbereitet. Der Weg ist also vorbereitet und wartet darauf, dass der neue Papst Leo mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios ihn gemeinsam mit konkreten Schritten gehen werden. Patriarch Bartholomaios hat bereits seine große Freude für die Wahl des Papstes Leo XIV. zum Ausdruck gebracht und seine Überzeugung ausgesprochen, mit ihm den begonnenen ökumenischen Weg weiter gemeinsam zu gehen. Seine Freude und seine Zuversicht wird er durch seine bereits angekündigte persönliche Teilnahme bei der Amtseinführung des neuen Papstes in Rom deutlich bezeugen und mit dem neuen Papst auch verschiedene Vorschläge und Pläne besprechen, wie er bereits angekündigt hat.
Ein sehr wichtiger und symbolträchtiger Schritt wäre die Realisierung der gemeinsamen Feier des 1700jährigen Jubiläums des ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa (325) in Nizäa, im Konzilsort selbst, wie es mit Papst Franziskus geplant und vorbereitet war. Und wenn es in der geplanten Zeit, im Mai, nicht möglich sein kann, wäre es gleich wichtig, dies in einer anderen Zeit zu verwirklichen. Der Ökumenische Patriarch hat bereits den Vorschlag gemacht, beim nächsten Patronatsfest des Ökumenischen Patriarchates, beim Fest des Hl. Andreas könnte der Papst seinen offiziellen Besuch in Konstantinopel, im Patriarchat absolvieren und zugleich das Jubiläum des ersten Ökumenischen Konzils gemeinsam begehen.
Auch andere konkrete Schritte sind zum Teil ebenfalls bekannt und warten auf ihre Realisierung:
Das Erreichen des gemeinsamen Osterfestdatums, wodurch für immer das wichtigste Fest der Christenheit, die Auferstehung Christi gemeinsam gefeiert werden kann. Papst Franziskus betonte, dass das gemeinsame Feiern wichtiger ist als die Art der Berechnung des Osterfestdatums, auch wenn mit dem ostkirchlichen Datum das gemeinsame Feiern erreicht werden kann, wie das gemeinsame Erste Ökumenische Konzil von Nizäa (325) beschlossen hat. Der neue Papst Leo XIV. kann auf ein Vorbild schon aus dem ersten Jahrtausend zurückblicken, als sein Namensvetter Papst Leo der Große bei einer Differenz des Osterfestdatums zwischen Rom und Alexandrien des Jahres 455 durch einen offengeführten Dialog, auch durch die Heranziehung vom Papst Leo des Kaisers Markian als Vermittler, das Problem löste. Papst Leo der Große akzeptierte letzten Endes das gemäß der Entscheidung des Ersten Ökumenischen Konzils in Alexandrien errechnete Osterdatum, damit das wichtigste Fest der Christenheit, die Auferstehung Christi gemeinsam gefeiert wird und damit die Einheit der Kirche aufrecht bleibt, wie Papst Leo der Große selbst damals betonte. Papst Leo der Große, unser gemeinsamer Heilige, war auch ein Förderer der Synodalität und der Konziliarität: „Die letzten Jahren seines Pontifikates waren ganz darauf gerichtet, dass Chalzedon in der ganzen Kirche anerkannt werde…“ (Alois Grillmeier). Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios äußerte seinen Wunsch, mit dem neuen Papst Leo XIV. eine Lösung für das gemeinsame Feiern des Osterfestes zu finden auch während der hl. Liturgie in Athen am 11.Mai 2025.
Sehr positiv klang die Ankündigung des neuen Papstes Leo XIV., dass die Synodalität in der Katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen von ihm ist. Wir wissen alle, genauso wie der neue Papst, dass die Förderung der Synodalität in der Katholischen Kirche eine sehr wichtige Initiative des Papstes Franziskus war, auch mit seinem Wunsch, in diesem Prozess die Synodalität der Orthodoxen Kirche zu berücksichtigen. Diese Initiative ist nach einigen Jahren der intensiven Arbeit innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche unumkehrbar und hängt mit der neuen Strukturierung der Katholischen Kirche auch durch die Reform der Kurie und des Papsttums, des größten ökumenischen Problems (Papst Paul VI.), grundsätzlich zusammen. Die Gestalt dieses Reformprozesses orientierte sich an der Form des ersten Jahrtausends, wie dies von mehreren Theologen und Päpsten immer wieder vorgeschlagen wurde, z.B. von Kardinal Walter Kasper, von Papst Johannes Paul II., von Professor Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. „und mehr muss Rom nicht verlangen“ (Josef Ratzinger) und nicht zuletzt auch von Papst Franziskus selbst.

Es wäre sehr wichtig bei dieser Thematik und im Zusammenhang mit der Förderung und Umsetzung der Synodalität ,auch einen Vorschlag des Papstes Paul VI., den er in Konstantinopel im Juli 1967 gemacht hat, vom neuen Papst gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in die Praxis umzusetzen: Für die kirchlichen Strukturen und im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Papsttums und seinem Jurisdiktionsumfang formulierte Papst Paul VI. sehr klar die eigene Position, die orthodoxerseits auch akzeptiert werden kann: „Die Liebe… spornt uns an, alles zu unternehmen, um den Anbruch dieses Tages des Herrn (der Konzelebration) zu beschleunigen. So sehen wir klarer, dass den Häuptern und den Hierarchien unserer Kirchen die Pflicht obliegt, die Kirchen auf den Weg zu bringen, der zur vollen Communio zurückführt. Sie müssen dies tun, indem sie einander als Hirten des ihnen von Christus anvertrauten Teils der Herde anerkennen und achten, für den Zusammenhang und das Wachstum des Gottesvolkes Sorge tragen und alles vermeiden, was es auseinandersprengen oder Verwirrung in es hineinbringen könnte.“ (Tomos Agapis Nr.172, S. 114). Vom absoluten universalen Jurisdiktionsprimat des Papstes für die Gesamtkirche Christi im Sinne des ersten Vatikanums ist hier keine Rede.
Ich bin überzeugt, dass diese neu entdeckte und ausgesprochene ökumenisch sehr relevante Gesinnung nicht auf die Dauer unberücksichtigt bleiben kann, auch vom neuen Papst nicht.
Ich bin auch überzeugt, dass bei dieser vorgeschlagenen Form der kirchlichen Strukturen der Primat mit Synodalität verwirklicht werden kann, auch für die Gesamtkirche mit dem Bischof und Papst von Rom als dem Primus inter pares mit besonderen Diensten und Aufgaben. Den Umfang dieser gesamtkirchlichen Aufgaben kann die Internationale Gemischte Kommission des Offiziellen Theologischen Dialogs gemeinsam erarbeiten, wie auch Kardinal Kurt Koch vorgeschlagen hat.
Auch katholischerseits betonte der damalige Professor Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. in seinem berühmten Grazer Vortrag: „Wer auf dem Boden der katholischen Theologie steht…kann andererseits unmöglich die Primatsgestalt des 19. und 20. Jahrhunderts für die einzig mögliche und allen Christen notwendige ansehen.“ (Joseph Ratzinger, Prognosen für die Zukunft des Ökumenismus, Ökumenisches Forum 1(1977)36).
Im Rahmen der Entfaltung und der Verstärkung der Synodalität in der Katholischen Kirche sind noch einige Konkretisierungen erforderlich, die der neue Papst in Fortsetzung der Initiativen seiner Vorgänger umsetzen könnte.
Ökumenisch relevant wäre die gemeinsame Festlegung der Konkretisierung, die Papst Paul VI. vorgenommen hat, nämlich, dass als Ökumenische Konzilien diejenigen gelten, die gemeinsam von der Kirche des Ostens und des Westens im ersten Jahrtausend durchgeführt wurden. Die innerhalb der katholischen Kirche im zweiten Jahrtausend stattgefunden haben, wurden durch Papst Paul VI. korrekterweise als Allgemeine Synode der westlichen Kirche charakterisiert, eine Konkretisierung, die wichtige ekklesiologische und ökumenische Konsequenzen hat.
Im Anschluss an diese Konkretisierung wäre es ökumenisch nicht nur interessant, sondern auch konziliengeschichtlich und ökumenisch relevant, dass beide Kirchen das letzte gemeinsame Konzil, an dem Vertreter aller Patriarchate des Ostens und des Westens in der bekannten Pentarchie teilgenommen, mitgewirkt und mitentschieden haben, auch der Papst selbst durch seine Legaten, in einem gemeinsamen Akt auch formell als das 8. Ökumenische Konzil der Gesamtkirche des Ostens und des Westens anerkennen. Es handelt sich um das Konzil in Konstantinopel des Jahres 879/880.
Die Konsequenz daraus wäre, dass die gemeinsamen Beschlüsse dieses Konzils auch von beiden Kirchen rezipiert und im Leben der Kirchen umgesetzt werden: U.a. die Einheit des Glaubens in der Vielfalt der Ausdrucksformen des religiösen und strukturellen Lebens, die gegenseitig Anerkennung der Autonomie der Kirchen, wie auch der Beschluss bezüglich des großen Glaubensbekenntnisses aus dem zweiten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel aus dem Jahre 381. Der gemeinsame Beschluss dieses Konzils, der auch von den Legaten des Papstes mitgetragen wurde, lautete, dass das genannte Glaubensbekenntnis in seiner Originalfassung in der Kirche verwendet wird, und zwar ohne das Filioque und wie der Beschluss lautet, ohne etwas wegzunehmen und ohne etwas hinzuzufügen. Man benötigt kein anderes neues Glaubensbekenntnis. So die Entscheidung des damaligen gemeinsamen Konzils.
Leider wurden diese Beschlüsse damals nicht umgesetzt. Wenn sie umgesetzt gewesen wären, wären sehr viele Probleme zwischen unseren Kirchen gelöst. Deshalb wäre die gemeinsame Rezeption dieses Konzils und seiner Beschlüsse heute ein sehr großer ökumenischer Schritt unterwegs zur Verwirklichung der vollen kirchlichen Einheit. Es ist nie zu spät, auch wenn die Zeit drängt! In diesem Sinne hoffen wir auf diesen entscheidenden gemeinsamen Schritt der Kirchenoberhäupter unserer Schwesterkirchen.
Gebet für den neuen Papst Leo XIV.
Vor ca. 14 Jahren wurde ich ersucht, ein Gebet für den damals neuen Papst Franziskus zu schreiben, was ich gerne gemacht habe. Auch wenn die verantwortlichen Personen in unseren Kirchen kommen und gehen, die Kirche Jesu Christi bleibt und die noch nicht erledigten Anliegen warten auf ihre konkrete Lösung.
Deshalb bin ich überzeugt, dass ein solches Gebet auch als Wunsch und Erwartung eines orthodoxen Theologen für den neuen Papst Leo XIV. doch angebracht ist. Denn die mutigen und oft protokollfreien Initiativen des charismatischen Papstes Franziskus als Friedensförderer, Brückenbauer, Armen- und Flüchtlingsunterstützer, Umweltbeschützer und Ökumene praktizierter Visionär warten auf ihre Fortsetzung und vor allem auf ihre Konkretisierung.
Unsere Gebete mögen den neuen Papst Leo XIV. begleiten.
Als orthodoxer Theologe für den „Bischof von Rom“, Papst Leo XIV. ein Gebet zu beten bezeugt einen radikalen Wandel, wenn man die Situation des jetzigen positiven gemeinsamen Anliegens mit der Vergangenheit der Polemik und der Exkommunikationen und der Anathemen vergleicht. Man kann nur Gott danken, dass es nicht dabeiblieb! Und wenn da und dort noch Reste einer solchen negativen Haltung bestehen, bitten wir Gott, sie überwinden zu helfen. So nehme ich diese Gelegenheit wahr und versuche meine Wünsche, meine Sorgen, meine Hoffnungen und meine möglichen Vorstellungen in diesem Gebet zum Ausdruck zu bringen.
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Himmlischer König, Du Tröster, Du Geist der Wahrheit, der Du überall bist und alles erfüllst, Hort der Güter und Spender des Lebens, komm und nimm Wohnung in uns und reinige uns von allem Makel und rette, Gütiger, unsere Seelen.“
Wir danken Dir o Herr,
dass Du uns den Weg der Versöhnung gezeigt hast und für unsere Beziehungen eine neue, positive Situation geschenkt hast: von der Polemik zum Dialog, von der Entfremdung zum gemeinsamen Weg der Reue und der Verzeihung und der Suche des gemeinsamen rettenden Glaubens.
dass Du Deiner Kirche mutige Leiter, Diener Deines Wortes und Deiner Botschaft geschenkt hast, die dieses heilige Anliegen der Versöhnung vorantreiben, den steinigen Weg gemeinsam gehen und weiterführen und das menschlich Unerreichbare erreicht haben. Wir sind auch diesen Menschen unserer Kirchen dankbar.
dass Du Deinen treuen Diener, den neuen Papst, Leo XIV., den Nachfolger des mutigen, gütigen und entschlossenen Bischofs von Rom Franziskus für die Leitung der Römisch-Katholischen Kirche bestimmt hast.
Wir hoffen und wünschen in Dankbarkeit, dass der gewonnene neue Geist der Freiheit, der Geschwisterlichkeit und der gegenseitigen Achtung in ununterbrochener Intensität fortgesetzt wird, wie die ersten Ankündigungen des neuen Papstes Leo XIV. bereits hoffen lassen.
Darum lasst uns den menschenfreundlichen und barmherzigen Gott bitten:
Gib dem neuen Bischof von Rom Leo XIV. Glaubenskraft, dauerhafte Gesundheit auf viele Jahre, εἰς πολλά ἔτη, stehe Ihm bei seiner pastoralen und ekklesialen Mission innerhalb seiner Römisch-Katholischen Kirche bei.
Steh dem neuen Bischof von Rom bei, zum Gelingen der Förderung und Stärkung der kollegialen und synodalen Struktur seiner Kirche, im Sinne des ersten Jahrtausends und in der gemeinsamen Grund-Struktur der Pentarchie der Patriarchate, wie er es bereits angekündigt hat. Dies wird nicht nur zum Nutzen der effektiven Verwaltung der Römisch-Katholischen Kirche werden, sondern es wird auch die Verbesserung der Beziehungen mit der Orthodoxie und schließlich das ökumenische Anliegen fördern.
Mögest Du dem Bischof von Rom eines Tages die Möglichkeit geben, dass er als Primus inter pares der Gesamtkirche in der synodalen einvernehmlichen Ordnung aller christlichen Kirchen und auf dem Fundament desselben Glaubens auch ein Konzil der Gesamtchristenheit einberuft, ihm vorsteht und es koordiniert. Und mögest Du helfen, dass die erforderlichen Voraussetzungen dazu bald erreicht werden.
Stärke den neuen Bischof von Rom Leo XIV., damit er das heilige von Jesus Christus gewollte ökumenische Anliegen gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und mit den anderen Patriarchen und den Oberhäuptern der christlichen Kirchen so vorantreibt, damit die ersehnte volle kirchliche und sakramentale Gemeinschaft Deiner Kirche verwirklicht werden kann.
Wir bitten um den Frieden der ganzen Welt, die rechte Standhaftigkeit der heiligen Kirchen Gottes und die Einigung aller zur Ehre des Dreieinigen Gottes: Des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
(In Anlehnung an das Gebet für Papst Franziskus, in: Gebete für Papst Franziskus, Herausgegeben von Gerda Schaffelhofer, Wien Graz Klagenfurt 2014, 144-146)
(vatican news – sk)
Ακολουθεί σχολιασμός του κειμένου του Καθηγητού Γρηγορίου Λαρεντζάκη στην Kathpress της Βιέννης.

